Schwellenmarktanleihen sind „cool“ – aber hinter den Marketing-Mythen verbergen sich durchaus Überraschungen
Schwellenmarktanleihen haben Einiges mit Converse-Schuhen gemeinsam – ich habe manchmal den Eindruck, dass jeder, mit dem ich mich unterhalte, welche besitzt!
Die Leserschaft kennt zweifellos die oft und gerne zitierten Vorzüge der Schwellenländer (z. B. dass diese sich unter anderem aufgrund einer niedrigeren Verschuldung, eines hohen Wachstums und einer günstigen demografische Struktur besser entwickeln werden). Dieser Beitrag aus unserer Panoramic-Reihe ist ein Versuch, diese Mythen zu entzaubern.
Der Artikel befasst sich mit den wirklichen Triebfedern der Wertentwicklung der drei anlagerelevanten Untergruppen von Schwellenmarktanleihen (EM-Staatsanleihen in Landeswährung, ausländische Staatsanleihen der Schwellenländer und EM-Unternehmensanleihen). Er spricht auch Themen an, über die ich bereits geschrieben habe, nämlich die Risiken für Schwellenmarktanleihen durch die Instabilität der Eurozone bzw. durch die Umkehr jahrzehntelanger Portfoliozuflüsse, die diese Anlageklasse unterstützt haben. Doch der Schwerpunkt des Beitrags liegt auf dem beträchtlichen zusätzlichen Langfristrisiko für Schwellenmarktanleihen durch die wirtschaftliche Neuausrichtung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, China.
Im Anlageuniversum sind Schwellenmarktanleihen immer noch „cool“. Dabei fällt auf, dass inzwischen behauptet wird, Schwellenmarktanleihen seien „langfristig“ eine gute Anlage. Diese modifizierte Aussage wurde durch die schlechte Performance einiger Schwellenmärkte im vergangenen Jahr hervorgerufen. Die Performance in den BRIC-Ländern* war besonders enttäuschend. Dort erreichten in den vergangenen Monaten der brasilianische Real und der russische Rubel im Vergleich zum US-Dollar jeweils ein Dreijahrestief, die indische Rupie steht auf einem Rekordtief im Vergleich zum US-Dollar und in diesem Jahr verzeichnete der chinesische Yuan den größten Wertverlust gegenüber dem US-Dollar seit der großen Abwertung 1994.
Ich sage nicht, dass Schwellenmarktanleihen nie attraktiv sein werden. Es gibt ja an sich keine „schlechten“ oder „guten“ Anlageklassen, es gibt nur eine gute oder schlechte Bewertung. Mir geht es vielmehr um die Feststellung, dass man die Performancemerkmale von Schwellenmarktanleihen verstehen muss. Die Risiken im Zusammenhang mit Schwellenmarktanleihen scheinen zuzunehmen. Einige Wechselkurse sind bereits in Bewegung gekommen, bei dieser Anlageklasse sind die damit verbundenen Risiken jedoch noch nicht erkennbar eingepreist. Modeerscheinungen sind selten von Dauer – Schwellenmarktanleihen waren früher schon schick und starke Wachstumsraten in der Vergangenheit konnten die Schwellenmärkte in den Jahren 1981–83, 1997–98 und 2001–02 auch nicht retten. Und auch Converse-Schuhe blieben nicht immer „cool“: Converse musste im Jahr 2001 Gläubigerschutz beantragen und wurde von Nike aufgekauft.
* Albert Edwards von der Société Générale hat die Abkürzung BRIC ebenso amüsant wie zutreffend mit „Bloody Ridiculous Investment Concept“ erklärt (etwa: verdammt lächerliches Anlagekonzept)
Der Wert der Vermögenswerte des Fonds und die daraus resultierenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass der Wert Ihrer Anlage steigen und fallen wird, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben. Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar.
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