Research-Reise in den Mittleren Osten: Eine selten zu findende Oase attraktiv bewerteter Anleihen
Unsere Marketing-Abteilung fand das Video von meiner letzten Research-Reise nach Asien so schlecht, dass wir uns zusammensetzen und über Dinge sprechen mussten, die den meisten Menschen vollkommen klar sind: Offensichtlich ist es nämlich keine gute Idee, in eine Kamera zu sprechen, wenn man neben einer belebten Landebahn eines Flughafens steht. Und wenn man nachts in einem Hotelzimmer filmt, in dem die Beleuchtung größtenteils ausgeschaltet ist, kann man natürlich nichts sehen. Wir hoffen, dass unsere Bemühungen zumindest etwas gebracht haben. Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen, auch eine kurze Szene am Abu Dhabi International Airport zu drehen, doch zum größten Teil wurde dieses Video vor einem Shisha-Café in London aufgenommen.
Das Video können Sie nachfolgend anschauen.
In erster Linie hat diese Reise meine Auffassung gestützt, dass einige Segmente der Anleihenmärkte im Mittleren Osten im Vergleich zu den teilweise deutlich überbewerteten Schwellenländermärkten momentan einen sehr attraktiven Eindruck machen.
So gilt Abu Dhabi bereits als die Schweiz des Mittleren Ostens – eine Bezeichnung, die meiner Meinung nach größtenteils gerechtfertigt ist. Der Staatsfonds Abu Dhabis beläuft sich auf über 600 Mrd. US-Dollar, was einem Pro-Kopf-Vermögen von fast 100.000 US-Dollar entspricht. Der große Unterschied gegenüber der Schweiz besteht jedoch im Bewertungsniveau. Bis zuletzt wurden viele schweizerische Staatsanleihen nämlich zu einer negativen Rendite gehandelt (das heißt, dass sich die Schweiz das Privileg, dort Geld parken zu dürfen, von den Anlegern bezahlen lässt), wohingegen einige mit AA geratete, staatliche Unternehmen aus Abu Dhabi zurzeit höhere Renditen aufweisen als einige als Ramsch-Papiere eingestufte Schwellenländerstaatsanleihen. Und da wir die Einschätzung der Ratingagenturen hinsichtlich Emittenten aus Abu Dhabi insgesamt für richtig halten, scheinen die Bewertungen von Schwellenländerstaatsanleihen dementsprechend also absolut falsch zu sein.
Im Gegensatz dazu gibt Dubai nach wie vor ein wenig Anlass zur Sorge. Dieses Land betrachtet sich selbst anscheinend als eine Art Disneyland für Erwachsene. So wurden während meiner Reise Berichte veröffentlicht, wonach Dubai den Bau seines ersten Unterwasser-Hotels plant. Und gestern wurde bekannt gegeben, dass man vorhat, das größte Riesenrad der Welt zu errichten. Mich persönlich reizt dies überhaupt nicht – es erinnert ein bisschen an Ferien im Westfield Shopping Centre, was nicht unbedingt meiner Vorstellung von Urlaub entspricht. Dem würden allerdings viele widersprechen, denn schließlich haben im letzten Jahr mehr Menschen die Dubai Mall besucht als New York oder Los Angeles.
Katar liegt atmosphärisch irgendwo dazwischen. Dieser Staat ist zwar mit enormen Rohstoffvorkommen gesegnet, doch ich frage mich immer noch, was in aller Welt Katar dazu bewogen hat, sich als Gastgeber für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 zu bewerben (die das Land nun ja auch wirklich ausrichten wird). Die Kosten für die Durchführung der Fußball-WM sind für Katar dabei eher nebensächlich. Mehr Sorgen bereitet der Umstand, dass von dort ziemlich viel Geld in wirtschaftlich und politisch instabile Staaten wie etwa Ägypten geschleust wird. Außerdem sind kürzlich Gerüchte aufgekommen, dass 3,5 Mrd. US-Dollar des Staatsvermögens Katars in die russische Bank VTB investiert werden. Warum eigentlich?
Ich hatte zwar keine Möglichkeit, nach Saudi Arabien oder Bahrain zu reisen, doch einige Banken aus den Emiraten und aus Katar lieferten mir interessante Informationen, denn diese Institute deuteten an, aufgrund des aktuellen Bewertungsniveaus nur sehr ungern in Saudi Arabien zu investieren oder diesem Land Kredite zu gewähren. Gleichzeitig haben die anhaltenden Unruhen in Bahrain ihrer Meinung nach dazu geführt, dass das bisherige Image dieses Landes als regionaler Knotenpunkt mittlerweile sicherlich unwiderruflich ruiniert sei. Im Gegensatz zu Bahrain sind politische Unruhen in Abu Dhabi, Dubai oder Katar aber äußerst unwahrscheinlich, weil die Bevölkerung in diesen Staaten in hohem Maße von dem Wohlstand profitiert, den der wirtschaftliche Boom mit sich gebracht hat. So handelt es sich bei Niedriglohn-Arbeitskräften im Wesentlichen um Gastarbeiter, und diese nehmen solche Tätigkeiten ja schließlich freiwillig an – wenn es Ihnen nicht gefällt, könnten sie ja wieder gehen.
P.S.: Eine Anmerkung noch zu den schlammgrünen Badezimmer-Armaturen am Ende des Videos: Leider habe ich es versäumt zu erwähnen, dass dieser Punkt an Jim geht. Lesen Sie in diesem Zusammenhang einfach Jims Blog-Beitrag vom letzten Jahr.
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