Duration, Duration, Duration – ein Rückblick auf die Erträge der Anleihenmärkte im Jahr 2014
Im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt waren viele der Meinung, dass das Durationsmanagement im Jahr 2014 der Schlüssel zum Erfolg sein würde. Man ging von einem Anstieg der Renditen aus, da die US-Notenbank den Markt allmählich von den quantitativen Lockerungsmaßnahmen entwöhnte und mit einer Normalisierung des Zinsumfelds begann. Deshalb hätten wohl nur ganz mutige Anleger Anfang 2014 eine Long-Durationsposition aufgebaut. Schließlich hätte eine solche Ausrichtung vermutlich einiger Erklärungen bedurft, und zwar insbesondere angesichts der offenbar durchaus schlüssigeren „Standardpositionierung“: einem Short-Durationsengagement gegenüber einer Long-Position im Kreditrisiko.
Blickt man zurück auf die Erträge ausgewählter Segmente des Anleihenmarktes, so stellt sich heraus, dass der Faktor Duration tatsächlich von großer Bedeutung war. Doch dabei belegen die Anlageklassen mit kurzer Duration keineswegs die Spitzenplätze – vielmehr ist genau das Gegenteil der Fall. So haben sich Long-Durationspositionen ausgezahlt, weil die Renditen von Staatsanleihen aus den Kernländern eigentlich nur in eine einzige Richtung tendierten. Das womöglich beste Beispiel dafür ist die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen, die derzeit bei rund 0,55 Prozent liegt.
Gleichzeitig ist auch die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen von 3 auf nunmehr 2,2 Prozent zurückgegangen (nachdem diese Papiere zu Beginn des Monats sogar bei etwa 2 Prozent notiert hatten), während die Renditen britischer Gilts von etwas mehr als 3 Prozent auf 1,8 Prozent gesunken sind.
Im Jahr 2014 sind auch die Zinskurven abgeflacht.
Die Renditen kurz laufender US-Staatsanleihen trotzten diesem Trend jedoch, denn die Rendite 2-jähriger Papiere kletterte von vormals 0,4 auf 0,7 Prozent, weil am Markt ein Anstieg der Kurzfristzinsen eingepreist wurde. Derweil gingen die Renditen von Anleihen mit mittleren und längeren Laufzeiten an den Märkten am deutlichsten zurück. Bestimmt wurde diese Entwicklung durch eine nach wie vor üppige Liquidität, die Erwartungen auf einen niedrigeren Zinszenit sowie eine beträchtliche Veränderung bei den Inflationserwartungen.
Mit den hervorragenden Erträgen länger laufender Vermögenswerte lässt sich auch erklären, weshalb sich die Märkte für in britischen Pfund denominierte Anleihen innerhalb unserer Auswahl von Anleihenindizes im Jahr 2014 mit am besten entwickelt haben. So haben beispielsweise inflationsgebundene Gilts, die eine durchschnittliche Duration von stolzen rund 20 Jahren aufweisen, einen sehr beeindruckenden Ertrag von 18,7 Prozent erzielt (weitere Informationen finden Sie im aktuellen Blog-Beitrag von Mike Riddell). Und auch konventionelle britische Staatsanleihen (mit einer durchschnittlichen Duration von unter 10 Jahren) sind mit einem Gesamtertrag von 13 Prozent oben mit dabei. Aus diesem Grund haben sich auch auf Pfund Sterling lautende Credits mit Investmentstatus sehr erfreulich entwickelt, und nur wenige hätten wohl vorhergesagt, dass in britischen Pfund denominierte Nicht-Finanzanleihen mit Investmentstatus in diesem Jahr fast 13 Prozent zulegen würden. Andere Märkte für Credits mit Investmentstatus tendierten ebenfalls fest. Obwohl auf Euro lautende Nicht-Finanzpapiere mit Investmentstatus eine wesentlich kürzere Duration aufweisen als ihre in Pfund Sterling denominierten Pendants, haben auch diese Anleihen ein Plus von 8,9 Prozent vorgelegt. Die Gründe dafür waren die niedrigeren Renditen von Staatsanleihen sowie der Umstand, dass die Zinsdifferenzen europäischer Credits – im Gegensatz zu den meisten anderen Märkten – im Jahr 2014 weiter geschrumpft sind.
Es überrascht vielleicht, dass inflationsgebundene europäische Anleihen (und zwar insbesondere französische und italienische Staatsanleihen) innerhalb eines Jahres, in dessen Verlauf sich die US-Wirtschaft überragend entwickelt hat und Europa zunehmend auf eine Deflation zugesteuert ist, einen Ertrag von 8,3 Prozent erzielt haben, wohingegen es US-Hochzinsanleihen mit einem Plus von 2,5 Prozent nur knapp ins Plus geschafft haben. Dieses Ergebnis des Index insgesamt täuscht aber über die unterschiedlichen Tendenzen der einzelnen Segmente des US-Marktes für Hochzinsanleihen hinweg. So legten vergleichsweise zinssensitive BB-Anleihen einen respektablen Ertrag von 5,3 Prozent vor, während eher kreditsensitive Papiere mit geringerer Bonität (von denen man bei einer festen Tendenz der Binnenkonjunktur eigentlich eine bessere Performance erwarten würde) mit einem Minus von 2,5 Prozent zu den wenigen festverzinslichen Anlageklassen innerhalb unserer Auswahl zählten, die im Jahr 2014 einen negativen Ertrag vorgelegt haben. Gleiches galt auch für andere Segmente der Hochzinsmärkte. So gewannen in Euro denominierte BB-Anleihen 7,5 Prozent hinzu, während die entsprechenden Papiere mit einer Bonität von CCC oder weniger um 3,3 Prozent nachgaben.
Aber wie sieht es mit den Schwellenländern aus? Zweifellos liegt ein sehr ereignisreiches Jahr hinter uns: eine Vielzahl von Wahlen, die Krise in Russland und der Ukraine, der teilweise Zahlungsausfall Argentiniens, die Wirtschaftskrise in Venezuela und als Krönung dann auch noch der plötzliche Einbruch des Ölpreises. Die Indizes für in US-Dollar denominierte Schwellenländer-Staatsanleihen haben sich auf unserer Rangliste der Erträge im Jahr 2014 sowohl am oberen als auch am unteren Ende platziert. So führte die Türkei mit einem Plus von 19,9 Prozent die Wertung an, dicht gefolgt von Argentinien (+18,3 Prozent). Gleichzeitig bilden die Ukraine und Venezuela mit einem Minus von 22,2 bzw. 30,7 Prozent – nicht überraschend – die Schlusslichter.
Im Großen und Ganzen war 2014 für Anleihen also ein weiteres hervorragendes Jahr. Da aber die Renditen von Staatsanleihen mittlerweile wesentlich niedriger sind als noch zu Beginn des Jahres, während die Zinsdifferenzen von ihrem Höhepunkt von vor einigen Jahren inzwischen ebenfalls deutlich geschrumpft sind (obwohl sie momentan im Allgemeinen weiter sind als Anfang 2014), wird es den Kernmärkten für Anleihen in Zukunft zweifellos schwer fallen, erneut derart hohe Erträge zu erzielen. Aber auch das wäre für uns dann ja nichts wirklich Neues …
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