VPI mit H?
In Großbritannien wird im nächsten Monat der CPIH zur offiziellen Maßeinheit für die Verbraucherpreise. Das H steht für Housing, also die Wohnungskosten. Gegenwärtig besteht der einzige Unterschied zwischen dem CPI (VPI) und dem CPIH darin, dass Letzterer Eigentümerwohnungen beinhaltet („Wieviel würde es kosten, wenn ich mein eigenes Haus bzw. meine Wohnung mieten würde?“ – eine ähnliche Kennzahl wie die „Owners’ Equivalent Rent“-Komponente im US CPI). Sie haben eine Gewichtung von ungefähr 16%. Wenn die Mietpreisinflation wie in den Jahren 2009 und 2010 niedriger ist als VPI, dann tendiert CPIH dazu, niedriger als VPI auszufallen und umgekehrt. In letzter Zeit haben fallende Nahrungsmittel- und Energiekomponenten den VPI stärker nach unten gedrückt als den CPIH, da die Indexbestandteile ohne Wohnungskosten eine größere Gewichtung im VPI haben. Interessant ist jedoch, dass CPIH langfristig tendenziell um ca. 0,15% niedriger war als VPI.
Die unterschiedliche lang- und kurzfristige Dynamik der beiden Indizes hat einige interessante politische Konsequenzen. CPIH ist mittlerweile die bevorzugte Kennzahl für die Verbraucherpreisinflation und könnte daher durchaus zum einen Einfluss auf die Preisstabilisierungsaufgabe der Bank of England (BoE) in der Zukunft haben (auch wenn CPIH nicht automatisch ein direktes Ziel der Zentralbankpolitik wird) und zum anderen die Indexierung von Rentenzahlungen und staatlichen Hilfszahlungen sowie – potenziell –die Emissionen britischer CPIH-gebundenen Gilts beeinflussen. Im Jahre 2011 gab es eine Konsultation zum Thema der VPI-gebundenen Gilts und einer der Haupteinwände gegen die Akzeptanz eines solchen Programms war die fragliche Eignung eines Index, dem die Housing-Komponente fehlt. Der RPI (EHPI), auf dessen Basis die existierenden britischen indexgebundenen Staatsanleihen ihre Zinsen zahlen, beinhaltet eine Maßeinheit für Wohnungskosten (über ein „Wertberichtigungselement“ und Hypotheken).
Langfristig, angesichts des wahrscheinlich um 0,15% niedrigeren CPIH gegenüber VPI, könnte man argumentieren, dass sich die BoE unter Umständen noch weiter von ihrem Inflationsziel von 2% entfernt sieht (es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass das Inflationsziel von 2% auf 1,85% gesenkt wird, um den typischen Unterschied zwischen den beiden Indizes zu spiegeln). Dies könnte es zulassen, dass die Zinsen für einen längeren Zeitraum niedrig bleiben oder weitere quantitative Stimuli rechtfertigen. Die Falken mögen auf den Mangel an Wohnraum in Großbritannien und den hartnäckigen Druck hinweisen, den die Mieten auf den CPIH ausüben. Es ist jedoch angesichts der Medienpräsenz zu den Problemen für die „Generation Rent“ vielleicht überraschend, dass die offiziellen Zahlen zur Mietinflation gegen Ende 2016 auf den niedrigsten Stand seit 1997 gefallen sind (mit einer jährlichen Wachstumsrate von gerade einmal 1%).
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