Panoramic Weekly – Black Friday: Unternehmensanleihen im Ausverkauf
Der November entwickelt sich mit Themen wie dem sinkenden Ölpreis, den Problemen der Unternehmen, der Skandale der Führungskräfte und der anhaltend schwachen Wirtschaftsdaten, was alles mit einem globalen Zinserhöhungszyklus zusammentrifft, noch schlechter als der Oktober, insbesondere für die Kreditmärkte. Vor allem Unternehmensanleihen, die seit über einem Jahrzehnt von der lockeren Geldpolitik gestützt wurden, bekamen die Kälte zu spüren: Spreads von US-Investment-Grade-Anleihen (IG) verzeichneten letzte Woche ihren größten wöchentlichen Anstieg (11%) seit 2011, als die Welt eine Auflösung der Europäischen Union befürchtete. Die IG-Spreads stiegen in dieser Woche weiter auf 132 Basispunkte (bps) über Treasuries, den höchsten Stand seit dem US-Wahlsieg Trumps im Jahr 2016 (mehr dazu weiter unten).
Die starken Verluste bei Unternehmensanleihen und Aktien erhöhten die Erwartungen der Märkte, dass die Fed ihren Zinserhöhungskurs reduzieren oder sogar stoppen könnte. Die Inflationserwartungen sanken und unterstützten US-Staatspapiere sowie deutsche Bundesanleihen, deren Renditen aufgrund der Nachfrage nach als sicher geltenden Vermögenswerten ebenfalls fielen. Einige Schwellenländer (Emerging Markets – EMs) zeigten sich widerstandsfähig, vor allem in Asien, da billigeres Öl für die energieimportierenden Volkswirtschaften der Region positiv ist. Dennoch führte unter anderem der in den letzten zwei Monaten insgesamt stärkere US-Dollar zu defensiven Zinserhöhungen in Indonesien, den Philippinen und Mexiko. Die Erdölexportländer, darunter Nigeria, Angola und Ghana, litten unter dem Einbruch der Rohstoffpreise, nachdem die erwartete Nachfrage nachließ. Einige Value-Investoren kehrten nach dem Ausverkauf auf der Suche nach Schnäppchen an den Markt zurück.
Gewinner:
Lokalwährungsanleihen der Schwellenländer – Bisher im November die globalen Gewinner: In Lokalwährungen denominierte Staatsanleihen der Schwellenländer erzielten bisher in diesem Monat eine Rendite von 1% und in US-Dollar umgerechnet von 2,2%, da einige Währungen starke Kursgewinne gegenüber dem Dollar erzielt haben. Asien entwickelt sich in schwierigen Phasen aufgrund der relativ starken Auslandskonten üblicherweise gut, und war auch jetzt Spitzenreiter bei den Zuwächsen, da die ölimportierenden Länder der Region auch von günstigeren Energiepreisen profitieren dürften. Asiatische Länder werden außerdem von China unterstützt, da sich das Land zu fiskalischen Anreizmaßnahmen verpflichtet hat, um mögliche Schäden auszugleichen, die durch den anhaltenden Handelskrieg mit den USA verursacht werden. Diese Unterstützung hat die Renditen chinesischer Staatsanleihen sowohl in diesem Jahr als auch in den letzten 12 Monaten (3,1%) bisher in den schwarzen Zahlen gehalten. Auf Länderebene waren es russische Staatsanleihen, die unter den 100 Anleihenklassen die beste 5-Tage-Rendite (4,5%) erzielten, da die Sorgen mit Blick auf die US-Sanktionen nachlassen. Die Ängste haben den Rubel in diesem Jahr bisher um 12% gegenüber dem Dollar nach unten gedrückt, was dem Land laut einiger Analysten helfen könnte, seinen Rekordüberschuss von 2008 in der Leistungsbilanz im Jahr 2018 zu übertreffen. Chilenische Lokalanleihen waren die zweitbeste festverzinsliche Anlageklasse im gleichen Zeitraum, was auf steigende Kupferpreise und eine unter den Zielvorgaben liegende jährliche Inflation zurückzuführen ist.
Britische Staatsanleihen – Que sera, sera? Fremdkapitalkosten in Großbritannien sanken in den letzten fünf Handelstagen. Die Rendite 10-jähriger britischer Staatsanleihen erreichte 1,39%, gegenüber 1,72% knapp einen Monat zuvor. Die Woche war turbulent, da ein mit der EU erzielter Abkommensentwurf über den Austritt Großbritanniens durch den Rücktritt zweier Kabinettsminister schnell in Frage gestellt wurde. Die Rally bei als sicher geltenden Vermögenswerten setzte sich nach einer Aussage der konservativen Abgeordneten fort, nach der sie sich verstärkt darum bemühen, Premierministerin Theresa May zu stürzen, was zu einem ungeordneten Ausstieg oder einer Neuwahl führen könnte. Für weitere Informationen zu den britischen Brexit-Szenarien und deren potenziellen Marktresultaten schauen Sie sich das Video von M&G-Fondsmanager Ben Lord an.
Verlierer:
Der Thanksgiving-Tisch bei Unternehmensanleihen – Cold Turkey: Nachdem sich das Volumen von amerikanischen IG-Anleihen in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat (auf 5 Billionen Dollar), erinnert sich die Anlageklasse plötzlich daran, was höhere Zinsen, eine weniger unterstützende Zentralbank und eine nicht so expansive Wirtschaft bedeuten. Wie M&G-Fondsmanagerin Lu Yu vor einigen Wochen in „Vorsicht vor der ausufernden Schuldenlast“ warnte, sind Unternehmen, die Fremdkapital (missbräuchlich) dafür verwendet haben, um Dividenden zu erhöhen oder Aktien zurückzukaufen, anstatt ihre Bilanzen zu stützen, nun gezwungen, diese Politik umzukehren, was die Aktionäre verärgert und Fragen über ihre Schuldendienstfähigkeiten in einem Umfeld höherer Zinsen aufwirft. Innerhalb des US IG-Universums sind Finanzunternehmen am stärksten betroffen, da die Konjunkturerholung keine Anhebung der langfristigen Zinsen nach sich zog, was zu einer seit Jahresbeginn flacheren Zinskurve führte und die Gewinnmargen der Unternehmen drückt. Auch Öl, das bei den Investment-Grade- und Hochzinsindizes einen hohen Anteil von ca. 15% ausmacht, ist negativ betroffen. Europäische Hochzinsanleihen haben sich im November noch schlechter entwickelt, was vor allem auf die Schwierigkeiten der italienischen Infrastrukturunternehmen und die nachlassende Wachstumsdynamik zurückzuführen ist: Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal geschrumpft. Die Befürchtungen über die Auswirkungen einer Herabstufung des US-Industrieriesen General Electric auf Hochzinsniveau geben ebenfalls Anlass zur Sorge über einen starken Anstieg des Angebots für hochverzinsliche US-Anleihen, was sich für die Preise in der Regel negativ auswirkt. Des Weiteren stehen US-Emittenten, wie auf der Grafik zu sehen ist, auch im Wettbewerb mit dem Libor, dem Zinssatz, zu dem die Banken einander Geld leihen. Der Libor wird oft als Proxy für risikofreie Zinssätze angesehen und ist heute höher als die Bloomberg Barclays Global Aggregate Rendite, was Anleger davon abhalten könnte, Unternehmens- oder Staatsanleihen zu kaufen, da sie an anderer Stelle eine bessere Kompensation erhalten, mit grundsätzlich weniger Risiko. Einige Investoren argumentieren jedoch, dass der Ausverkauf in dieser Woche übertrieben ist, da die US-Wirtschaft immer noch schnell wächst. Unternehmen neigen außerdem dazu, feste Kupons an Investoren zu zahlen, so dass der Effekt höherer Zinsen möglicherweise nicht so verheerend ist, wie von den Märkten eingepreist.
Argentinien – Neue Zinsuntergrenze? Der Versuch, die belastete Wirtschaft wieder auf ein normales Niveau zu bringen und gleichzeitig die Anleger glücklich zu machen, mag schwieriger sein als es scheint: Mit 62,5% hat der Leitzins renditehungrige internationale Investoren angelockt und einem Land, das auf ein IWF-Rettungspaket angewiesen ist, eine gewisse Stabilität gebracht. Investoren spekulieren jedoch, dass die 60%ige Zinsuntergrenze der Zentralbank bald aufgehoben werden könnte, wenn die Inflationserwartungen, die durch die Rezession nach unten gedrückt werden, weiter sinken. Niedrigere Zinsen könnten der Wirtschaft und Premierminister Macri, der sich im Oktober nächsten Jahres zur Wiederwahl stellen wird, eine Erleichterung bringen – für Anleger auf der Suche nach Carry sind sie jedoch vielleicht nicht so willkommen: Argentinische Anleihen fielen in den letzten fünf Handelstagen um 2,7% und waren damit die zweitschlechteste Anlageklasse im festverzinslichen Segment.
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