Panoramic Weekly: Erschöpft und verwirrt nach der Achterbahnwoche
Trotz großer Schlagzeilen und Preisschwankungen beendeten die meisten festverzinslichen Anlageklassen den Zeitraum über fünf Tage wieder an ihrem Ausgangspunkt. Diese moderate, kurzfristige Mittelwertumkehr spiegelt widersprüchliche Ansichten und eine allgemeine Verwirrung über das Ergebnis der Handelsgespräche zwischen den USA und China, die nationalen Defizite Europas und den Brexit wider. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen, der globalen Benchmark, reflektierte diese Stimmung und sank auf 2,85% gegenüber 3% Anfang dieses Monats, ausgerechnet zu einer Zeit, in der die US-Notenbank (Fed) auf eine solide Inlandswirtschaft und weitere Zinserhöhungen besteht und all das noch, wo doch die Spreads von Hochzinsanleihen seit Oktober um mehr als 100 Basispunkte gestiegen sind. Weitere Informationen erhalten Sie im Jahresausblick „Panopanik 2018“, verfasst von Jim Leaviss von M&G, und im aktuellen Video von Laura Frost: „Marktwidersprüche“.
Gewinner:
Britische Vermögenswerte – Winter im Wunderland: Britische Staatsanleihen und Breakeven-Sätze sowie das britische Pfund erlebten im Dezember eine Achterbahnfahrt wie im Winter im Wunderland, die sie allerdings fast wieder zurück zum ursprünglichen Ausgangspunkt brachte. Nach zwei Jahre andauernden Verhandlungen und entgegen aller Erwartungen wird die britische Premierministerin Theresa May Weihnachten in der Downing Street Nr. 10 verbringen, nachdem sie zahlreiche schwierige Situationen überstanden hat, darunter der Führungsstreit ihrer eigenen Partei vom Mittwoch. Als Reaktion darauf wertete das Pfund auf und die Renditen auf britische Staatsanleihen stiegen, beides aufgrund der Markterwartungen, dass ein ungeordneter Austritt aus der EU nun weniger wahrscheinlich ist. Die Inflationserwartungen für die nächsten zehn Jahre, die kurz vor dem Führungsstreit auf ein 18-Monatshoch von 3,3% gestiegen waren, gingen leicht zurück. Sie sind jedoch nach wie vor hoch (orangefarbene Linie in der Grafik), da ein Austritt aus der EU das Pfund schwächen und die Importe verteuern dürfte. Auch für die Volatilität des britischen Pfunds dürften keine ruhigeren Tage bevorstehen: Wie in der zweiten Grafik zu sehen ist, rangiert die britische Währung in Bezug auf die Volatilität vor Südafrika, Mexiko und Brasilien, bietet aber gleichzeitig einen deutlich niedrigeren Carry:
Zehnjährige britische Staatsanleihen weisen derzeit eine Rendite von 1,25% auf, weniger als Brasiliens 5,1% und Mexikos 4,6% (für 9-jährige Anleihen). Wie M&G-Fondsmanager Ben Lord kürzlich sagte, wird das Weihnachtsfest für die britischen Abgeordneten vermutlich nicht so ruhig werden.
Französische Spreads – Glänzende Höhen: Die Prämie, die Anleger verlangen, um französische Staatsanleihen gegenüber traditionell grundsoliden deutschen Bundesanleihen zu halten, stieg Anfang dieser Woche auf 44 Basispunkte und damit auf den höchsten Stand seit der Bundestagswahl im vergangenen Jahr, als die Angst vor einem rechtsextremen, euroskeptischen Sieg hoch war. Der jüngste Anstieg folgte auf Unruhen in Paris und ganz Frankreich, bei denen die Proteste der Arbeiter Präsident Macron dazu veranlassten, einen höheren Mindestlohn zu versprechen und einige Steuern zu senken. Die Investoren haben ihre Prämie für französische Anleihen jedoch schnell korrigiert, da das Haushaltsdefizit des Landes voraussichtlich auf 3,4% des BIP ansteigen wird, gegenüber einer vorherigen Schätzung von 2,8% – was das erwartete Ergebnis für Italien von 2% in den Schatten stellt. Brüssel könnte für Macron die größere Herausforderung werden.
Verlierer:
Die Fed versus die Märkte – Die Wege trennen sich: Die Diskrepanz bei den Zinserwartungen zwischen der Fed und den Märkten wird immer größer: Während Mitarbeiter der Fed die Zinsen im Jahr 2021 bei 3,5% sehen, deutet die marktimplizite Wahrscheinlichkeit auf eine deutlich niedrigere Rate von 2,5% hin, also nur ein Viertelpunkt über dem aktuellen Niveau. Während die Vertreter der Fed in letzter Zeit etwas moderater klangen, steht ihre Haltung nach wie vor für ein solides Wachstum (2,9% in diesem Jahr), das sich in den nächsten zwei Jahren fortsetzen dürfte, wenn auch langsamer (2,6% in diesem Jahr und 1,9% im Jahr 2020). Stattdessen scheinen die Märkte stärker auf die Inflationserwartungen ausgerichtet zu sein, ein wichtiger Treiber der Fed-Politik, zumal sich die Arbeitslosigkeit auf einem 50-Jahres-Tief befindet und keine große Sorge darstellt. Die Inflationserwartungen sind jedoch im dritten Quartal gesunken, von 2,17% Anfang Oktober auf derzeit 1,83%, dem niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr. Der Einbruch der Ölpreise hat direkt zu diesem Rückgang beigetragen und den Abstand zwischen Fed und Markterwartungen vergrößert. Aber das Öl ist nicht alleine ausschlaggebend: Anleger hinterfragen auch die Unternehmensgewinne, nachdem die Auswirkungen der diesjährigen Steuersenkungen nachgelassen haben, während gleichzeitig die Gewinnprognosen für das kommende Jahr weitgehend gesenkt wurden. Darüber hinaus hat der IWF aufgrund der anhaltenden Handelskriege seine globale Wachstumsprognose reduziert. In den letzten Jahren stellten sich die Prognosen der Märkte tendenziell als präziser heraus als die der Fed, aber wie immer ist die vergangene Entwicklung kein Indikator für zukünftige Ergebnisse.
Indien – Hohe Fluktuation bei der Zentralbank: Nachdem der Zentralbankgouverneur Urjit Patel am Mittwoch abrupt abgetreten war, stürzte die indische Rupie in den letzten fünf Handelstagen um 2,1% ab und erzielte damit die schlechteste Entwicklung unter den Währungen der Schwellenländer gegenüber dem US-Dollar. Die Ernennung von Shaktikanta Das, dem dritten Zentralbankchef innerhalb von drei Jahren, warf Fragen seitens der Anleger zur Unabhängigkeit der Währungsbehörde auf, insbesondere im Vorfeld der Parlamentswahlen im nächsten Jahr. Man geht allerdings davon aus, dass der neue Chef die Zinsen senken wird, da sich die Inflation auf annualisierte 2,3% verlangsamt hat, während Indien gleichzeitig mit 4,2% die höchsten Realzinsen in Asien aufweist, was das Wachstum hemmt.
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