Panoramic Weekly: 2019, Sollte man sich besser anschnallen?
Das neue Jahr hat mit einer blassen Erinnerung an wahrscheinlich all das begonnen, was Anleger in der Weihnachtszeit vergessen wollten: Die Wirtschaftsdaten verschlechtern sich, während der Ölpreis weiter sinkt, dadurch werden Aktien und die aktienähnlichsten festverzinslichen Anlageklassen nach unten gezogen. Traditionell als sichere Häfen geltende Anlageklassen weisen, wie bereits im Jahr 2018, eine anhaltende Rally auf.
Das hinter uns liegende Jahr endete weitaus schlimmer als es begonnen hatte: Nach einem starken Wachstum 2017, in dem die meisten Rentensektoren positive Renditen erzielten, schwanden mit der Eskalation des Handelskrieges zwischen den USA und China und den italienischen Wahlen im Mai, die Fragen nach der Zukunft der Europäischen Union (EU) aufwarfen, schnell die frühen Hoffnungen des Vorjahres. Die Befürchtungen vor einem harten Brexit belasteten auch die wirtschaftlichen Aussichten des Kontinents und ließen die Kreditspreads erstmals seit Jahren wieder über die der USA steigen. In China setzte sich die Verlangsamung fort, gleichzeitig sank in den USA der Optimismus, da die Zinsen stiegen, die Wirtschaftsdaten enttäuschten und Öl aufgrund einer schwachen prognostizierten Nachfrage auf weniger als 50 US-Dollar pro Barrel fiel. Die US-Unternehmensergebnisse wurden ebenfalls gesenkt, was auf das allmähliche Nachlassen des Effekts der jüngsten Steuersenkungen zurückzuführen ist. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen, die im vergangenen Jahr ein 7-Jahres-Hoch von 3,2% erreichte, änderte die Richtung, nachdem die Demokraten bei den Midterm-Wahlen im November die Kontrolle über das Repräsentantenhaus übernommen hatten. Die Anleger waren der Ansicht, dass ihr Sieg die Chancen auf weitere Steueranreize von Präsident Trump verringert. Seitdem ist die Rendite 10-jähriger US-Staatspapiere kontinuierlich gesunken und lag Ende 2018 bei 2,66%.
Trotz des Pessimismus erzielte im vergangenen Jahr fast ein Drittel der 100 festverzinslichen Anlageklassen, die von Panoramic Weekly beobachtet werden, positive Renditen. Angeführt wurde die Liste von traditionell als sicher geltenden Anlagen wie Bundesanleihen und US-Treasuries. Im Zuge des sich verlangsamenden weltweiten Wachstums und aufgrund der globalen Verschuldung, die satte 225% des weltweiten BIP erreicht, wetten Anleger, dass einige Zentralbanken ihre Zinserhöhungsprognosen zügeln müssen – um so die Anleihenkurse besser zu unterstützen. US-Notenbankchef Jerome Powell hat dies bereits im Dezember getan – die Fed sieht in diesem Jahr anstatt drei nun zwei Zinserhöhungen vor. Das Team von M&G Panoramic Weekly wünscht Ihnen ein frohes neues Jahr.
Gewinner:
„Sichere Häfen“ – Die beste Zeit in den schlechtesten Zeiten: US-Staatsanleihen, europäische Staatsanleihen und japanische Staatspapiere machten 2018 das, was sie normalerweise immer tun: sie lieferten positive Renditen, egal unter welchen Bedingungen. Während die Märkte für Unternehmensanleihen ebenso wie die Entwicklungsländer unter höheren Zinsen, einem stärkeren Dollar, den anhaltenden Handelskriegen und einem niedrigeren Weltwirtschaftswachstum litten, blieben die traditionell sicheren Häfen stabil. US-Staatsanleihen wiesen lediglich in zwei der letzten 18 Jahre (2009 und 2013) negative Renditen auf, während europäische und japanische Staatsanleihen über den gleichen Zeitraum nur in einem Jahr positive Renditen (2006 bzw. 2003) verpasst haben. Staatsanleihen profitierten von der anhaltend niedrigen globalen Inflation – ein Umfeld, das sich angesichts des jüngsten Ölpreisverfalls fortsetzen könnte. Ein schwächeres Wachstum und eine steigende globale Verschuldung könnten die Zentralbanken auch von einer strafferen Geldpolitik abhalten: Von 19 großen Wirtschaftsregionen prognostizieren fünf niedrigere Zinsen in drei Jahren (USA, Mexiko, Tschechien, Japan und Korea). Noch vor knapp zwei Monaten sagte dies laut Bloomberg-Daten keine dieser Wirtschaftsregionen voraus. Auch bei den Währungen haben sich die „Safe-Havens“ besser entwickelt, vor allem der US-Dollar und der Yen. Wie Dickens es mit Blick auf als sicher geltende Anlagen ausgedrückt hätte: Es war die beste Zeit, es war die schlechteste Zeit. Es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Torheit…
Chinas Staatsanleihen und die lockere Politik – Die Ausnahme: Chinas auf US-Dollar lautende Staatsanleihen erzielten 2018 eine Rendite von 3,8%, damit waren sie die drittbeste unter den 100 festverzinslichen Anlageklassen, die von Panoramic Weekly beobachtet werden. Der Anstieg erfolgte trotz einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, das von 6,9% im Vorjahr mittlerweile auf eine annualisierte Rate von 6,5% gesunken ist. Der EMI des Landes für das verarbeitende Gewerbe sank im Dezember auf 49,4, den schwächsten Wert seit 2016, und lag damit unter dem Niveau von 50, das einen Rückgang anzeigt. Dennoch stützen die Konjunkturprogramme der chinesischen Regierung, einschließlich der Senkung des Reservebedarfs der Banken, weiterhin die Wirtschaft und den Anleihenmarkt. Chinesische Schuldtitel, die sich nach wie vor hauptsächlich in den Händen lokaler Investoren befinden, werden ausländischen Investoren zunehmend über das Bond-Connect-Programm verfügbar gemacht und werden möglicherweise stärker gefragt sein, nachdem sie ab April dieses Jahres in einigen Bloomberg Barclays Benchmark-Indizes enthalten sind. In dem derzeitigen Umfeld mit weltweit steigenden Zinsen begrüßen Investoren ein Land mit einer allgemeinen Lockerungspolitik.
Verlierer:
Konjunktur – Abwärts gerichtet? Nachdem die letzte Rezession nunmehr zehn Jahre her ist und die ökonomische Theorie nahelegt, dass Zyklen in der Regel etwa 10 Jahre dauern, sind Investoren verständlicherweise besorgt – daher ihre Präferenz für traditionell sichere Anlagen gegenüber riskanten Vermögenswerten. Doch abgesehen vom Timing sind auch andere Signale der Grund für die Nervosität: In der späten Expansionsphase eines Konjunkturzyklus liegt das Wirtschaftswachstum tendenziell über dem langfristigen Trendwachstum, das Tempo verlangsamt sich jedoch. So wird beispielsweise in den USA ein Rückgang des Wachstums auf 2,6% in diesem Jahr und auf 1,9% im Jahr 2020 erwartet, nach erwarteten 2,9% im Jahr 2018. Diese Phase der „späten Expansion“ ist auch durch eine restriktive Politik (die wir weltweit beobachten können, wenn die Zentralbanken von der quantitativen Lockerung zur quantitativen Straffung übergehen) und durch eine steigende Inflation gekennzeichnet (in den USA wird die Inflation 2018 voraussichtlich auf 2,4% steigen, gegenüber 2,1% im Jahr 2017). Die Zinssätze sind in der Regel höher (die Rendite 2-jähriger US-Staatsanleihen, der faktische Weltdiskontsatz, sprang von 1,8% auf 2,49% im Jahr 2018), was die Volatilität der Aktienkurse erhöht (der S&P 500-Index verlor im vergangenen Jahr 6,2%). Wenn die Geschichte der „späten Expansion“ auf 2018 zutrifft, könnte uns das neue Jahr die anschließende „Verlangsamungsphase“ bringen, in der wir normalerweise Folgendes sehen: langsameres Wachstum (bereits prognostiziert), Höchstwerte beim Verbrauchervertrauen (dies ist ein verzögerter Indikator, da Verbraucher normalerweise erst schwache Daten sehen müssen, bevor sie ihre Käufe zurückhalten), eine Abkühlung der restriktiven Politik (der Fed-Vorsitzende Powell könnte dies bereits in seiner moderaten Rede im Dezember angedeutet haben) sowie eine höhere Inflation (auch bereits Thema in den USA). In diesem Umfeld sinken die Renditen langfristiger Anleihen in der Regel, da Anleger die Abschwächung diskontieren, gleichzeitig leiden Aktien aufgrund der Erwartung an eine zukünftige Rezession, die die nächste Stufe wäre. Wie üblich gehen die Meinungen auseinander: Während die Fed im nächsten Jahr zwei Zinserhöhungen und 2020 eine weitere Straffung sieht, preisen die Märkte für dieses Jahr überhaupt keine Zinserhöhungen und danach Senkungen ein. Niemand weiß, was die Zukunft bringt, aber in den letzten Jahren waren die Märkte bessere Prädiktoren als die Fed.
Schwellenländer – Ein schwieriges Jahr: Auf US-Dollar lautende Staatsanleihen der Schwellenländer sind im vergangenen Jahr um 4,3% gesunken, der dritte Jahresverlust in den letzten 18 Jahren (nach den Jahren 2013 und 2008). Dieser Zeitraum beinhaltet auch zehn Jahre mit positiven Renditen im zweistelligen Bereich, da die Anlageklasse Anfang der 2000er Jahre vom starken globalen Wachstum profitierte, während sie angesichts geringer Probleme im Bankensektor relativ immun gegen die Finanzkrise 2007-2008 blieb. Aber 2018 brachte den Schwellenländern eine giftige Mischung aus einem steigenden Dollar, fallenden Ölpreisen (die die ölexportierenden Schwergewichte unter den Schwellenländern wie Brasilien, Mexiko und Russland treffen), Handelskriegen und idiosynkratischen Problemen in Argentinien und der Türkei. Am stärksten betroffen waren die Länder Afrikas, des Nahen Ostens und Lateinamerikas, während Osteuropa und Asien ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen haben. Einige Investoren argumentieren, dass sich das Schicksal der Schwellenländer in diesem Jahr ändern könnte, da die „Zwillingsdefizite“ in den USA jeden Dollarschub eindämmen könnten, während das globale Wachstum positiv, wenn auch unspektakulär, bleiben dürfte. Einige Marktteilnehmer sind darüber hinaus der Auffassung, dass das Risiko bei Renditen von 6,8%, das höchste Niveau seit 2009, kompensiert werden dürfte.
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