Rücküberweisungen: Ein Devisenschub für Schwellenländer und Grenzmärkte
Für die meisten Schwellenländer und Grenzmärkte („Frontier Markets“) sind sie ein willkommener Rückenwind: die Rücküberweisungen von Arbeitnehmern aus dem Ausland. Diese Kapitalströme ergänzen die Deviseneinnahmen in ähnlichem Maße wie ausländische Direktinvestitionen – und sie sind um ein Vielfaches höher als Zahlungen im Rahmen von Entwicklungshilfeprogrammen. Rücküberweisungen kommt eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu; dasselbe gilt für die Anstrengungen zum Erhalt der Schuldentragfähigkeit.
Das Narrativ einer Ausnahmestellung der Schwellenländer in den frühen 2000er Jahren beruhte zum Teil auf rasch wachsenden ausländischen Direktinvestitionen (ADI). Seit der Weltfinanzkrise haben die ADI-Ströme jedoch eine Wachstumspause eingelegt. Die Rücküberweisungen haben dagegen weiter zugenommen. An die Stelle des exportgetriebenen Wachstums ist eine zunehmende Zahl von Talent-Export-Geschichten getreten.
Jüngste Trends bei Rücküberweisungen
Im ersten Pandemiejahr sanken die Rücküberweisungen, im Jahr 2021 stiegen sie dann sprunghaft an. Das Wachstum setzten sie im Jahr 2022 fort, wenn auch in einem langsameren Tempo. Das zeigt eine Schätzung der Weltbank: Demnach senden die 285 Millionen Wanderarbeitnehmer aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Durchschnittseinkommen in diesem Jahr 5 % mehr Geld nach Hause.
Die weltweiten Rücküberweisungen von 794 Milliarden Dollar werden hauptsächlich durch Migrationstrends bestimmt. Sie hängen jedoch auch von Wechselkursen und der Entwicklung der Volkswirtschaften ab, die Migranten anziehen.
Welche Schwellenländer und Grenzmärkte profitieren am meisten? Gemessen am Anteil der Rücküberweisungen am BIP sind die fünf Hauptempfänger in diesem Jahr der Libanon (38 % des BIP), Tadschikistan (32 %), Honduras (27 %), El Salvador (24 %) und Jamaika (21 %). Inzwischen liegt der Anteil der Rücküberweisungen am BIP in 20 Schwellenländern und Grenzmärkten bei über 5 %.
Wo haben die Rücküberweisungen auf US-Dollarbasis am stärksten zugelegt? Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre waren Armenien, Aserbaidschan, Guatemala, Mosambik und Surinam im Jahr 2022 die größten Gewinner. Die Volkswirtschaften des Kaukasus verzeichneten einen sprunghaften Anstieg der Rücküberweisungen. Viele Menschen haben angesichts der Sanktionen gegen Russland ihr Geld eilig aus dem Land geschafft. Die mittelamerikanischen Volkswirtschaften profitierten dagegen vom florierenden US-Arbeitsmarkt. Den mit Abstand größten Rückgang musste Sri Lanka verkraften. Dort sind die Überweisungen in den Jahren 2021 und 2022 drastisch gesunken – also in einem Zeitraum, in dem die Wirtschaft unter einer tiefen Schuldenkrise litt.
Eine wichtige Devisenquelle
Ägypten, El Salvador, Guatemala, Honduras, Pakistan, Usbekistan, Jamaika und der Libanon: In solchen Volkswirtschaften bringen Rücküberweisungen mehr Devisen ins Land als die eigene Exportwirtschaft. In Tadschikistan ist der Anteil sogar annähernd doppelt so hoch. Die ins Ausland abgewanderten Arbeitnehmer bringen also wichtiges Kapital in die Länder. Doch dies deutet auch auf fehlende Möglichkeiten hin, um Fachkräfte im eigenen Land einzusetzen – und darauf, dass der Aufbau einer ausreichenden Zahl wettbewerbsfähiger Exportsektoren schwierig ist.
Rücküberweisungen und Schuldentragfähigkeit
Hohe Rücküberweisungen können die Schuldentragfähigkeit von Ländern unterstützen, die sich in harten Währungen verschulden. Die Devisenzuflüsse fließen zwar an die Haushalte und nicht an den Staat; dennoch können sie dazu beitragen, ein Handelsdefizit auszugleichen und die Gesamtwirtschaft zu stützen.
Daher ist ein Verständnis der Rücküberweisungsströme entscheidend wichtig, um die Schuldentragfähigkeit von Ländern zu bewerten. Bei solchen Bewertungen werden in der Regel die Höhe der Auslandsverschuldung oder die Kosten für den Schuldendienst ins Verhältnis zu den Exporten gesetzt. In vielen Ländern – vor allem in den oben genannten – müssen die Rücküberweisungsdaten jedoch umfassend mit einbezogen werden.
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