Die Verbesserung am US-Arbeitsmarkt ist quantitativ betrachtet zwar immens – aus qualitativer Sicht aber eher mittelmäßig

Der Zustand des US-Arbeitsmarktes ist einer der am heißesten diskutierten Aspekte der „werden sie oder werden sie nicht“-Debatte im Zusammenhang mit einer möglichen Zinsanhebung durch die US-Notenbank. So zeigt die nachfolgende Übersicht von Bloomberg zu den Konjunktur-Überraschungen, dass dieser Sektor zuletzt als einziges Wirtschaftssegment die Erwartungen übertroffen hat.

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Die Indikatoren zur Situation am Arbeitsmarkt sind auch weiterhin beeindruckend und sprechen in vielerlei Hinsicht für eine sehr gute Beschäftigungslage. So ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung auf 282.000 gesunken (Schätzung des Marktes: 290.000), während der entsprechende Vier-Wochen-Durchschnitt um 7.750 auf 297.000 Menschen zurückgegangen ist. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Personen, die bereits länger Arbeitslosenhilfe beziehen, um 6.000 auf 2,416 Millionen reduziert. Wir hatten bereits letztes Jahr in einem entsprechenden Blog-Beitrag über den Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung berichtet. In diesem Zusammenhang hatten wir seinerzeit angemerkt, dass diese absolute Kennzahl allein die tatsächliche Stärke des Arbeitsmarktes nicht vollständig widerspiegelt, da die Arbeitslosigkeit gemessen in Prozent der erwerbstätigen US-Bevölkerung auf ihren tiefsten Stand seit mehreren Jahrzehnten gesunken war. Wenn man aber die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung als ein Barometer für die Tendenz im Bereich Arbeitskräfte betrachtet, was geschieht dann mit dem Bestand an dauerhaft Nicht-Erwerbstätigen – d.h. den Langzeitarbeitslosen?

In der nachfolgenden Grafik werden sowohl diese Veränderungen als auch der reine Bestand an Arbeitskräften in Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (zwischen 15 und 64 Jahren) dargestellt. Während die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den letzten 40 Jahren zwischen 0 und 0,5 Prozent geschwankt ist, überrascht es nicht, dass sich die Zahl der bereits länger Erwerbslosen innerhalb einer wesentlich grösseren Bandbreite bewegt hat. Eine Überraschung ist allerdings die Tatsache, dass die Zahl der Anträge auf längerfristige Arbeitslosenunterstützung gerechnet in Prozent der Erwerbstätigen derzeit so niedrig ist wie seit dem Beginn der Boom-Jahre zur Jahrtausendwende nicht mehr (1,22 Prozent per Anfang 2015).

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In der Vergangenheit haben die Zyklen bei der Zahl der Anträge auf längerfristige Arbeitslosenunterstützung immer dann eine Bodenbildung vollzogen, wenn der monetäre Verschärfungszyklus der US-Notenbank seinen Zenit erreicht hatte (beispielsweise Ende der 1980er Jahre, Anfang der 2000er Jahre sowie in 2007). In den letzten Jahren war jedoch eine Abweichung von diesem Trend zu beobachten, denn obwohl sich die Lage am Arbeitsmarkt verbessert hat, wurde die Geldmarktpolitik nicht entsprechend verschärft. Offensichtlich hinkt die Fed dem Verlauf der Zinskurve – unter Berücksichtigung historischer Standards – momentan also hinterher. Ein neues Rätsel gibt jedoch der Umstand auf, dass das Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne, das im  I. Quartal des Jahres 2000 noch bei 3,8 Prozent gelegen hatte, derzeit lediglich 1,6 Prozent beträgt. Dieses schwache Lohnwachstum sowie die im Vergleich zur allgemeinen Arbeitslosenquote nach wie vor hohe U6-Arbeitslosenquote (die auch „entmutigte“ Arbeitnehmer sowie jene Menschen umfasst, die weniger arbeiten als sie eigentlich gerne würden) deuten darauf hin, dass das Zögern der US-Notenbank hinsichtlich einer Zinserhöhung darauf zurückzuführen ist, dass die Währungshüter bei der Beschäftigungslage nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der entsprechenden Daten im Blick haben.

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Anjulie Rusius

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