Letzte Woche: die Wahl, die Abschaffung von physischem Geld sowie die Frage, wie die neue Batterie von Tesla die Welt verändern und uns vor einer Zombie-Apokalypse bewahren kann
Nachfolgend ein paar kurze Gedanken zu den Geschehnissen der letzten Woche.
Da wären zunächst einmal die Wahl in Großbritannien sowie das Versagen der Meinungsumfragen zu nennen. Im Vorfeld der Parlamentswahl hatten wir uns mit einigen führenden Demoskopen zusammengesetzt und sogar ein Treffen der Bond Vigilantes mit Politikern arrangiert, an dem auch Anthony Wells von YouGov teilnahm. Ausnahmslos erklärte man uns, wie ungewöhnlich es sei, dass sich die Konservativen in den Meinungsumfragen zwar offensichtlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Labour-Partei liefern, aber trotzdem kaum Zweifel daran bestünden, dass sie die Wahl letztlich für sich entscheiden würden. Denn a) hatte David Cameron bei der Frage, wer wohl einen besseren Premierminister abgeben würde, einen deutlichen Vorsprung vor seinem Herausforderer Ed Miliband, und b) lagen die Tories auch bei der Frage, wer bei der Wirtschaftspolitik einen besseren Job machen würde, in den Umfragen vor der Labour-Partei. Und diese beiden Faktoren haben bisher ja stets entschieden, wer die Parlamentswahlen gewinnt. In Verbindung mit der weit verbreiteten Idee der „schüchternen Tories“ (die auf der Theorie beruht, dass sich viele Wähler der Konservativen dafür schämen, nur für vermeintliche Eigeninteressen zu stimmen und deshalb bei den Meinungsumfragen entweder falsche Angaben machen oder gar nicht daran teilnehmen), die regelmäßig dazu geführt hat, dass man den Anteil der Stimmen, die zugunsten der Konservativen abgegeben wurden, unterschätzt hat, hätte eigentlich klar sein sollen, wie unglaublich hoch die Hürde für einen Wahlsieg der Labour-Partei war. Trotzdem hielten es sämtliche Meinungsforscher für wahrscheinlich, dass es Ed Miliband sein würde, der mit der Regierungsbildung beauftragt werden würde. Dies lehrt uns, Gerüchte und Meinungsmache einfach zu ignorieren und nicht zu erwarten, dass sich aus bewährten Zutaten letztlich doch ein völlig anderes Gericht zubereiten lässt. Denken Sie dabei vor allem an Europa: Warum sollten wir nicht davon ausgehen, dass die massiven quantitativen Lockerungsmaßnahmen der EZB in Verbindung mit weniger strengen Sparauflagen keine positiven Auswirkungen auf das Wachstum in der Eurozone haben sollten? Denn das werden sie in der Tat (wenn auch nicht auf Dauer und vielleicht auch nicht in wirklich großem Stil – siehe Japan). Trotzdem gehen aber viele davon aus, dass Deflation und Depression für immer anhalten werden.
Darüber hinaus stellte die dänische Regierung kürzlich Pläne vor, wonach Bargeld in Geschäften nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert werden soll. Offiziell möchte man damit „die administrativen und finanziellen Belastungen verringern“. Diese Maßnahme ist Teil eines Reformprogramms, mit dem das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden soll – es gibt nämlich Hinweise darauf, dass eine intensive Nutzung von Bargeld als Zahlungsmittel innerhalb einer Volkswirtschaft das BIP-Wachstum beeinträchtigt. In diesem Artikel wird auch eine Studie von McKinsey erwähnt, wonach das BIP-Wachstum in den USA allein durch die Verwendung von Bargeld pro Jahr um 0,47 Prozent gemindert wird. Aber die Nutzung von Bargeld ist nicht nur kostspielig. Darüber hinaus können Barzahlungen auch den Steuerbehörden nur allzu leicht durchs Kontrollnetz schlüpfen. Es gibt aber noch einen weiteren Grund, weshalb Dänemark einen rein elektronischen Zahlungsverkehr anstreben könnte. Mit einem Depositensatz von -0,75 Prozent sind die dänischen Zinsen zurzeit negativ. In einer Welt mit physischem Geld besteht für viele Wirtschaftsteilnehmer die Möglichkeit, negative Zinsen zu umgehen, indem sie ihr Geld einfach dem Bankensystem entziehen und es in Schließfächern oder unter ihrem Kopfkissen verwahren. In der Schweiz (einem weiteren Land mit negativen Zinsen) werden 60 Prozent des in Umlauf befindlichen Bargelds in 1.000 Franken-Scheinen (den größten dortigen Banknoten) gehalten – vermutlich, um so eine „Verwahrung“ außerhalb des Bankensystems zu erleichtern. Nur durch die Abschaffung von physischem Geld und die Umstellung auf elektronischen Zahlungsverkehr kann eine Notenbank die Geldpolitik also wirklich vollumfänglich kontrollieren. Aus einer entsprechenden Studie von Trond Andresen von der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (die auch auf die Erkenntnisse von Krugman zum Thema eMoney eingeht) geht ebenfalls hervor, dass ein elektronischer Zahlungsverkehr es den Notenbanken ermöglichen würde, anstatt lediglich die Geldmenge vielmehr die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zu kontrollieren. Ein Umfeld negativer Zinsen wird den Trend hin zur Abschaffung von Papiergeld durch die Behörden noch beschleunigen.
Und dann ist da noch Tesla. Ich habe schon länger genug davon, dass die Ölpreise – abhängig von den Launen irgendwelcher Diktatoren und Kartelle, die die Förderung anheben oder senken – den Wert meiner Anleiheninvestments nach oben und unten treiben. Aber schon bald könnte dieser ganze Quatsch hinter uns liegen. Denn letzte Woche gab die Firma Tesla bekannt, für ihren neuen Energiespeicher, der sowohl für den Privatgebrauch als auch für die Nutzung durch Unternehmen geeignet ist, bereits Aufträge im Wert von 800 Mio. US-Dollar (das entspricht 38.000 Einheiten) erhalten zu haben. Damit sind diese Batterien bis Mitte nächsten Jahres ausverkauft. Aus diesem Grund versucht das Unternehmen nun, seine Produktionskapazitäten auszuweiten, um diese Nachfrage zu befriedigen. Jedes dieser Aggregate kann ein Einfamilienhaus für fünf Stunden mit Strom versorgen. Das ist zwar kein langer Zeitraum (und mit bis zu 2.300 Pfund sind diese Batterien auch recht teuer), aber das Tempo, in dem sich diese beiden Kennzahlen verbessern, ist wirklich ermutigend. Meiner Meinung nach ist dies ein Riesen-Fortschritt für die Energiesicherheit weltweit. Ich hatte meine Hoffnungen ja bereits auf das Segment Atomenergie gesetzt, aber in letzter Zeit ist es um diesen Sektor ein wenig ruhig geworden. Stattdessen ist in Europa still und heimlich eine beträchtliche Zahl von Solarstromanlagen installiert worden. Im Jahr 2014 wurden zusätzliche Solarstromkapazitäten von 7,3 GW in Betrieb genommen, von denen 2,2 GW auf Anlagen entfallen, die auf den Dächern von Privathäusern installiert worden sind. Im Vergleich dazu produziert ein großes Atomkraftwerk lediglich 1,6 GW Strom (auch wenn es rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche läuft und nicht nur dann, wenn die Sonne scheint). Die Fähigkeit, Strom auf immer günstigere und effizientere Art und Weise zu speichern, wird beträchtliche wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Und dabei nimmt nicht nur Tesla eine Vorreiterrolle ein. Samsung produziert schon wesentlich größere Batterien (von der Größe eines Sattelschleppers), die derzeit bereits von Stromerzeugern genutzt werden. Für mich ist dabei nicht nur die gesunkene Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen attraktiv, sondern auch die geringere Abhängigkeit vom staatlichen Stromnetz. Denn dadurch steigen auch die Chancen, dass die Menschheit im Falle einer globalen Katastrophe (wie einem Atomkrieg, einem Meteoriten-Einschlag oder einem Zombie-Angriff) überlebt, beträchtlich. Denn durch die Selbstversorgung mit Strom fällt die Abhängigkeit von lediglich einer Handvoll äußerst komplexer Kraftwerke und Versorgungsnetze praktisch weg. Mit Solarenergie und Batterien müssten wir im Hinblick auf Wissenschaft und Technologie im Ernstfall nämlich nicht wieder ganz von vorn anfangen. Zumindest aber können wir uns dann unsere „House of Cards“-DVDs anschauen, während wir auf die nächste Zombie-Attacke warten.
Falls Sie bisher noch nicht darauf aufmerksam geworden sind, möchten wir Ihnen zum Schluss noch unseren neuen YouTube-Kanal vorstellen (www.youtube.com/@bondvigilantes). Derzeit laden wir dort unsere Videos zu volkswirtschaftlichen Themen hoch: unseren Film über Kriegsanleihen, Mike Riddells Gespräch mit Richard Koo über Bilanz-Rezessionen sowie Interviews mit Diane Coyle (über das Konzept des BIP) und Ed Conway (über Bretton Woods). Schauen Sie doch einfach mal rein.
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