Fußballspieler der englischen Premier League gehen eine Währungswette ein, wie es 2007 schon Rapper und Models getan haben. Liegen sie richtig damit, das britische Pfund zu vermeiden?
Laut jüngsten Berichten wollen sich ausländische Spitzenfußballer in der englischen Premier League in Euro anstatt in Pfund Sterling bezahlen lassen. Seit dem Ergebnis des Referendums in Großbritannien im Juni letzten Jahres ist das Pfund gegenüber dem Euro um 12% gefallen und so überrascht es wenig, dass manche Spieler die Denominierung ihres Gehalts infrage stellen. Es ist nicht das erste Mal, dass internationale Stars darum bitten, in einer bestimmten Währung bezahlt zu werden. Rapper Jay-Z zeigte 500-Euro-Scheine in seinem Videoclip zu „Blue Magic“, die Hip-Hop-Gruppe Wu-Tang Clan wollte für ihr neues Album 8 Diagrams lieber in Euro als in Greenbacks bezahlt werden und Model Gisele Bündchen bat darum, für sämtliche Werbedeals in Euro anstatt in US-Dollar bezahlt zu werden.
Unserer Auffassung nach gibt es viele gute Gründe dafür, weshalb man damit rechnen sollte, dass der Euro gegenüber dem Pfund noch stärker aufwerten wird. Es könnte sich also um einen Trend handeln, an den sich Fußballvereine gewöhnen sollten, wenn sie sich auf dem internationalen Markt nach Fußballtalenten umschauen.
Die beeindruckende Leistung der britischen Wirtschaft nach dem Referendum überraschte sowohl die Bank of England als auch professionelle Wirtschaftsprognostiker. Die Bank of England schätzte die Aussicht für das Wirtschaftswachstum sogar so pessimistisch ein, dass sie den Leitzins schnell auf ein Rekordtief von 0,25% senkte und damit eine weitere Runde quantitativer Lockerungsmaßnahmen einläutete. Im Nachhinein lässt sich leicht feststellen, dass dieser Pessimismus fehl am Platz war. Der wichtigste Einflussfaktor für diese starke Entwicklung war die Tatsache, dass sich in der realen Welt nichts verändert hatte. Die Unternehmen behielten ihren Zugang zum europäischen Binnenmarkt und durch die Abwertung des britischen Pfund waren Exportgüter auf dem internationalen Markt schlagartig wesentlich günstiger. Der britische Verbraucher wurde von den niedrigen Zinsen und dem stabilen Arbeitsmarkt beflügelt und konsumierte weiter, wie sich anhand einer der niedrigsten Sparquoten in der EU erkennen lässt.
Je nachdem, wie die Aussichten für den Fortschritt der Brexit-Verhandlungen aussehen, könnte die britische Wirtschaft auf kurze Sicht erneut für positive Überraschungen sorgen, da Unternehmen ihre Vorräte aufstocken wollen und Verbraucher bestrebt sind, Waren einzukaufen, bevor Großbritannien den europäischen Binnenmarkt verlässt. Sollte es zunehmend wahrscheinlich werden, dass sich Großbritannien nach den Bestimmungen der Welthandelsorganisation richten muss, würden Verbraucher, wenn sie rational handeln, ihren Konsum vorziehen, bevor die Erhebung von Zöllen die Preise europäischer Importe nach oben drückt. In einem solchen Szenario generieren Konsum und Vorräte, ungeachtet des Einflusses, den eine schwächere Währung auf eine Importpreissteigerung hat, ein höheres Wirtschaftswachstum. In den letzten Wochen konnte man eine Rally beim britischen Pfund beobachten, was auf die besser als erwartete Wirtschaftsleistung sowie auf eine höhere Inflation und Zinserwartung zurückzuführen ist.
Die Zuversicht in die britische Wirtschaft scheint unangebracht und der mittel- bis langfristige Ausblick für das Wachstum in Großbritannien sowie für das britische Pfund ist noch schwieriger. Der Druck auf die Realeinkommen dürfte sich aufgrund des schwachen Lohnwachstums intensivieren, gleichzeitig dürfte die Tendenz für Investitionen aus Sicht des Privatsektors im Verlauf der Brexit-Verhandlungen abnehmen.
Aufgrund der Ungewissheit um das zukünftige Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU ist es jedoch extrem schwierig, die Auswirkungen des Brexit auf die Realwirtschaft abzuschätzen. Wenn wir über Großbritannien hinausblicken, gibt es Anzeichen dafür, dass sich Wachstum und Zinsunterschiede allmählich in eine nachteilige Richtung für Großbritannien und zugunsten Europas und der USA entwickeln.
In Europa kann man Anzeichen einer breit angelegten Erholung in der Stimmungslage innerhalb der Eurozone erkennen. Einkaufsmanagerindizes sowie das Verbrauchervertrauen sind in der gesamten Eurozone so hoch wie seit Jahren nicht mehr und da die politischen Risiken nach den Wahlen in Frankreich allmählich abnehmen, ist es wahrscheinlich, dass in Europa im Jahr 2017 eine solide Wirtschaftsleistung erzielt werden kann. Die europäische Wirtschaft dürfte über die kommenden 18 Monate in dieser komfortablen Situation bleiben – das Wachstum ist stabil, die Inflation ist niedrig und die EZB behält die ultralockere Geldpolitik bei. Was den letzten Punkt jedoch angeht, so könnte die solide Basis der europäischen Wirtschaft zu einer stärkeren Zuversicht für die EZB führen, die die quantitativen Lockerungsmaßnahmen allmählich drosseln und gegen Jahresende eventuell den Einlagenzinssatz erhöhen dürfte. Wenn sich diese Erwartungshaltung stärker am Markt etabliert, wird dies dem Euro Auftrieb verleihen, vor allem gegenüber dem britischen Pfund, da die Bank of England in ihrer abwartenden Position verharrt.
Mit Blick auf die USA werden Unsicherheiten bezüglich der fiskalpolitischen Pläne der neuen Regierung erkennbar. In den vergangenen Monaten fand am Markt eine neue Beurteilung über die Aussichten für eine Steuerreform statt, was zu einem Rückgang der Renditen für 10-jährige US-amerikanische Staatsanleihen und des US-Dollars führte. Abgesehen davon weist die Wirtschaft eine gesunde Basis auf und das Wachstum findet Unterstützung durch wichtige Treiber. Erstens läuft der Arbeitsmarkt derzeit beinahe auf Vollbeschäftigung, wie die Arbeitslosenquote von 4,3% belegt, die so niedrig ist wie seit 17 Jahren nicht mehr. Dies deutet auf steigende Löhne hin (und Inflationsdruck), da die Nachfrage nach Arbeitnehmern zunimmt. Zweitens haben sich die Energiepreise gefestigt, was Investitionen in Bereichen mit Bezug zum Energiesektor über die kommenden zwölf Monate unterstützen dürfte. Drittens befinden sich Verbrauchervertrauen und Geschäftsklima auf stabilen Niveaus, was auf eine expandierende Wirtschaft hindeutet. Viertens sind die finanziellen Bedingungen, trotz der Zinserhöhungen durch die Fed im letzten Jahr, historisch betrachtet immer noch gelockert. Zu guter Letzt befindet sich die Stimmungslage der Bauherren auf einem Niveau wie zuletzt im Jahr 2005, was darauf schließen lässt, dass der Beitrag von Bauinvestitionen zum Wirtschaftswachstum gegen Jahresende zunehmen wird. Es wird dieses Jahr mindestens noch zu zwei weiteren Zinserhöhungen durch den Offenmarktausschuss kommen, bevor wir überhaupt Details zu den fiskalpolitischen Plänen der Regierung erfahren werden, was die Abkopplung von Wachstum und Zinsen im Verhältnis zu Großbritannien intensivieren wird.
Aus historischer Perspektive bleibt das britische Pfund nach signifikanten Ereignissen wie der EWS-Krise im Jahr 1992 und der globalen Finanzkrise 2007 tendenziell weiter auf einem niedrigen Niveau. Von diesem Standpunkt betrachtet erscheint die jüngste Rally eher zyklischer anstatt struktureller Natur zu sein. Die Währung dürfte auch während und nach der Wahl volatil bleiben. Längerfristig betrachtet werden eher fundamentale Faktoren wie Zinsunterschiede die Richtung für das britische Pfund vorgeben. Die Fußballspieler der Premier League, die einen Drei- bis Fünfjahresvertrag unterschreiben, könnten richtig damit liegen, eine Bezahlung in Euro anstatt in britischen Pfund zu fordern.
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