US-Inflation: Verbraucherpreisindex-Report mit drei positiven Erkenntnissen
Die Inflation ist nach wie vor eines der wichtigsten Themen für Anleger und Verbraucher. Der drastische Preisanstieg, den wir nach dem Covid erlebt haben, hat die Haushalte unter enormen Druck gesetzt. Die Finanzmärkte gaben größtenteils nach, als die Zentralbanken anfingen, einen aggressiven Straffungszyklus einzuleiten.
Im November habe ich in einem Blog geschrieben, dass wir allmählich Licht am Ende des Inflationstunnels sehen, aber noch nicht am Ziel sind. Seitdem haben sich die Dinge verbessert. Ich glaube, dass wir jetzt einige echte Fortschritte in Richtung des Inflationsziels machen. Wie der Inflationsbericht vom 10. Mai zeigt, sind die Verbraucherpreise in den USA im April auf 4,9 % gesunken. Damit setzt sich der disflationäre Trend fort. Auch die Kerninflation ist im Jahresvergleich auf 5,5 % zurückgegangen. Der Bericht enthält drei wichtige Themen, die mich hinsichtlich der Inflation in den nächsten Monaten zuversichtlicher stimmen:
1. Der Inflationsdruck gibt nach: Der Kern der Verteilung verschiebt sich nach links, d. h. es sind nicht nur einige wenige Posten, die die Gesamtinflation nach unten drücken, sondern es handelt sich um einen breiteren Trend. In immer mehr Kategorien lässt der Druck nach und bewegt sich in die richtige Richtung. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich den Median des Verbraucherpreisindex ansieht, der sich auf den Kern der Verteilung konzentriert und die durch Ausreißer verursachten Störungen vermeidet.
2. Die Mieten scheinen ihren Höhepunkt erreicht zu haben: Der Bericht bestätigt die Verlangsamung des Mietpreisanstiegs. Dies ist wichtig, da die Mieten die bei weitem größte Komponente des Inflationskorbs darstellen und somit dessen Haupttreiber sind. Wenn sie sinken, wird die Inflation wahrscheinlich auch sinken. Es ist immer noch unklar, wie stark die Mieten angesichts des Lohnanstiegs tatsächlich sinken können, aber die Schwäche des Wohnungsmarktes wird sie wahrscheinlich für einige Zeit auf dem richtigen Kurs halten. Wie Sie der rechten der beiden folgenden Grafiken entnehmen können, liegt die Hauspreisentwicklung in der Regel etwa 18 Monate vor den Mietpreisen.
3. Der von Jerome Powell bevorzugte Indikator: „Kerndienstleistungen ohne Unterkunft“ geht weiter zurück. Dies ist der wichtigste Indikator für Powell, da wir hier eine Lohn-Preis-Spirale sehen könnten. Die meisten Posten in dieser Unterkategorie werden stark von den Löhnen beeinflusst. Bislang scheint sich die Rückkopplung zwischen Löhnen und Preisen abzuschwächen. Und das ist eine wirklich gute Nachricht. Denn sie untermauert den Gedanken, dass die Fed die Zinserhöhungen beendet hat… zumindest vorerst.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Inflationsrate von rund 5 % zwar nicht gut ist, sich die Dinge aber in die richtige Richtung bewegen. Der Inflationsdruck lässt nach und eine Lohn-Preis-Spirale ist vorerst vermieden worden. Die Mietinflation, die größte Komponente im Warenkorb des US-Verbraucherpreisindex, scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben und wird sich in den nächsten Monaten wahrscheinlich abschwächen.
Es könnte zwar etwas länger dauern als erwartet, bis wir unser Ziel erreicht haben, aber wir sind auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Das Thema Disinflation wird uns wahrscheinlich noch einige Zeit beschäftigen.
Ich möchte die Anleger jedoch warnen. Es ist etwas gänzlich anderes, ob man sich auf sein Ziel zubewegt, oder ob man in dessen Nähe stehenbleibt. Die Inflation kommt in der Regel in Wellen: Die Probleme, die sie verursacht, werden normalerweise durch die Schaffung von mehr Geld gelöst. Und das führt wiederum zu einer erneuten Beschleunigung der Inflation.
Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Blog. Genießen wir erst einmal diesen disinflationären Trend.
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